Die Weihnachtstage wecken Erinnerungen und stärken den Zusammenhalt innerhalb einer Familie. Dies trifft genauso für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen zu. Sie finden hier einige Anregungen, damit das Weihnachtsfest für alle möglichst harmonisch ablaufen kann.

 

Vorbereitung der Weihnachtsfeier

Sprechen Sie mit der erkrankten Person im Vorfeld über Weihnachten und fragen Sie, welche Erinnerungen sie damit verbindet und worauf sie sich speziell freut. Erkundigen Sie sich, ob und was sie zum Fest beitragen möchte. Gibt es Aufgaben, die sie gerne übernehmen möchte wie beispielsweise den Baum oder den Tisch dekorieren, Musik auswählen oder den Wein öffnen usw.? Unterstützen Sie das kranke Familienmitglied bei Bedarf dabei. Sinnvolle Aktivitäten stärken das Selbstwertgefühl und das Miteinander fördert das Zugehörigkeitsgefühl.

Idealerweise teilen Familienmitglieder die Aufgaben im Voraus untereinander auf und vereinbaren, wo man sich trifft. Die Weihnachtsfeier kann in der Wohnung des erkrankten Menschen, bei einem Verwandten oder in einer Institution stattfinden. Weniger zu empfehlen ist ein Restaurant, da sich der Betroffene hier eher fremd fühlt.

Erstellen Sie einen Betreuungsplan, der vorgängig regelt, wer zu welchem Zeitpunkt der Feier für das Wohl des erkrankten Angehörigen zuständig ist. So kann die Betreuungsverantwortung unter den Familienmitgliedern aufgeteilt werden. Die jeweilige Betreuungsperson kann etwa dafür sorgen, dass die erkrankte Person genügend trinkt und regelmässig zur Toilette geht. Besprechen Sie innerhalb der Familie im Voraus, wo die erkrankte Person bei Bedarf einen ruhigen Rückzugsort finden kann oder wer sie nach Hause bringt, falls es ihr zuviel wird.

Informieren Sie bei der Einladung die anderen Gäste über den aktuellen Gesundheitszustand und die Bedürfnisse der erkrankten Person und ermutigen Sie diese, sich der erkrankten Person zu widmen und ihr ein gutes Erlebnis zu ermöglichen.

 

Organisation während der Weihnachtsfeier

Egal wo gefeiert wird, verzichten Sie auf Hintergrundmusik und zu viele Sinnesreize. Während einer lauten Familienfeier kann es passieren, dass Demenzbetroffene aus Überforderung unbemerkt ohne Mantel und Ausweis weglaufen. Schliessen Sie daher die Wohnungstüre vorsorglich ab und entfernen Sie den Schlüssel. Gäste und Gastgeber sollten auch ihre Autoschlüssel sicher aufbewahren.

Da Demenzbetroffene schnell ermüden, sollten sie sich jederzeit in einen ruhigen Raum zurückziehen können. Findet der Anlass nicht bei der erkrankten Person zuhause statt, dann denken Sie daran, die richtigen Medikamente mitzunehmen und für deren zeitlich korrekte Einnahme zu sorgen. Halten Sie Ersatzkleider bereit, falls ein Missgeschick passiert. Reagieren Sie flexibel auf die Bedürfnisse der erkrankten Person und passen Sie bei Bedarf spontan den Ablauf der Feier an, indem sie beispielsweise den Anlass zeitlich verkürzen.

 

Essen und Trinken

Kochen Sie idealerweise das traditionelle Weihnachtsessen der Familie. Möchten Sie etwas Exotisches ausprobieren, dann bieten Sie auch Gerichte an, welche die Person mit Demenz früher mochte oder mit denen sie vertraut ist. Besser ist ein kurzes, einfaches Menü.

Richten Sie hübsche, kleine Portionen auf dem Teller an, und schöpfen Sie nach. Erschrecken Sie nicht, wenn die demenzbetroffene Person mit den Händen isst, weil sie vergessen hat, wie man Besteck benützt. Bieten Sie, wenn nötig einen Löffel an. Verzichten Sie bei fortgeschrittener Demenz auf heisse Pfannen oder Rechaud-Kerzen auf dem Tisch, um Verletzungen zu vermeiden.

Verzichten Sie zudem auf allzu kleine Dekorationen auf dem Tisch, damit sich die erkrankte Person diese nicht versehentlich in den Mund stecken kann.

Anstossen mit Alkohol ist in Ordnung, doch der Konsum sollte möglichst niedrig gehalten werden. Denn Alkohol wirkt sich auf das Verhalten aus, verstärkt die Beschwerden und verträgt sich schlecht mit den Medikamenten.

 

Weihnachtsstimmung schaffen

Menschen mit Demenz mögen Geschenke. Sie sind neugierig, welche Überraschungen in den Weihnachtspaketen versteckt sind. Um Frustrationen zu vermeiden, sollten die Geschenke leicht auszupacken sein. Schlagen Sie vor, Weihnachtslieder von früher zu singen; Demenzbetroffene kennen die alten Melodien und die Texte meist immer noch sehr gut. Das gibt ihnen Bestätigung und Wertschätzung.

Vertraute Gerüche, romantische Lichter und weihnachtliche Musik wecken einerseits Erinnerungen, andererseits können die Erkrankten durch die vielen Sinneseindrücke überfordert sein. Passen Sie diese Elemente den Bedürfnissen der erkrankten Person an. Wird bei Kerzenschein gefeiert, sollte die Begleitung eng sein, damit keine brennenden Kerzen umgestossen oder angefasst werden. Zudem sehen ältere Menschen bei schummrigem Licht schlechter als jüngere. Es empfiehlt sich zudem, den Weihnachtsbaum nicht mit Esswaren zu behängen, da Erkrankte teilweise nicht mehr unterscheiden können, welche Dekoanhänger tatsächlich essbar sind.

 

Verhaltenstipps

Menschen mit Demenz fühlen sich meist wohler, wenn sie über die Vergangenheit sprechen können. Fragen Sie interessiert nach: «Wie hast Du früher Weihnachten gefeiert?». So können erkrankte Personen eine aktive Rolle zur Übergabe von Familientraditionen wahrnehmen. In den Gesprächen mit Menschen mit fortgeschrittener Demenz sind die Inhalte weniger wichtig. Es geht vielmehr darum, positive Gefühle zu wecken, eine gute Beziehung zu pflegen und das Vertrauen zu stärken. Dies gelingt auch mit Komplimenten – beispielsweise zur Kleidung. Sorgen Sie für eine gute Stimmung. Das überträgt sich auch auf die erkrankte Person. Tragen Sie allfällige Pannen mit Humor und Gelassenheit.

Verhalten sich erkrankte Personen aggressiv, ist dies meist ein Zeichen von Überforderung. Um das zu vermeiden, sollten Sie sich dem Rhythmus der erkrankten Person anpassen. Suchen Sie Blickkontakt, bevor Sie reden. Lassen Sie ihrem Gegenüber Zeit, eine Frage zu beantworten. Kommt es trotzdem zu einem Konflikt, dann ziehen Sie sich gemeinsam mit der erkrankten Person an einen stillen, reizarmen Ort zurück. Geben Sie ihr zur Beruhigung etwas zum Halten in die Hände wie z.B. ein Halstuch oder ein kleines Kissen.

Wenn sich die Person zurückzieht und ganz still wird, braucht Sie vielleicht etwas Ruhe. Manche Demenzbetroffene vergessen, was Weihnachten bedeutet und wie man sich in Gesellschaft verhält. Familienmitglieder sollten es nicht persönlich nehmen, wenn sie nicht mehr erkannt werden. Es geht darum, dem erkrankten Menschen während der Weihnachtsfeier eine schöne Zeit mit guten Gefühlen zu ermöglichen.

Bei Fragen sind wir für Sie am Alzheimer-Telefon unter 058 058 80 00 da (abgesehen von den offiziellen Feiertagen sind wir an den Wochentagen zu den üblichen Zeiten erreichbar).