Menschen mit Demenz sind zeitlich wie örtlich desorientiert und verstehen oft schlecht, was gerade mit ihnen geschieht. Mit den Jahreszeiten, den Feiertagen verbundene Rituale geben ihnen wertvolle Anhaltspunkte. Diese sind umso wichtiger, als ihr Kurzzeitgedächtnis die jüngsten Informationen am schlechtesten abspeichern kann, während Kindheitserinnerungen lange erhalten bleiben. Darüber hinaus vermitteln Traditionen meist Gefühle von Geborgenheit und Zugehörigkeit.
Vorbereitend hilft es, sich bereits im Anfangsstadium der Demenz Notizen zu erwähnten Erinnerungen, Rezepten, Hobbys, Liedern zu machen. Überlegen Sie sich in Ruhe, ob Sie Ort, Zeit oder Ablauf anpassen, damit das Fest auch mit Demenz schön wird.
Kommunizieren Sie Tag, Datum und Feiertag, wie etwa «Heute ist ein wichtiger Tag. Wie jedes Jahr werden wir zur Ostermesse gehen.» Vermeiden Sie Ratefragen, wie «Was ist heute für ein Feiertag?», damit die Person sich nicht als Versagerin fühlt.
Dekorieren Sie die Umgebung drinnen und draussen so, dass sie die Jahreszeit oder den Feiertag widerspiegelt. Verwenden Sie dabei nicht zu moderne, abstrakte Materialien, die keine Erinnerung wachrufen. Saisonblumen bringen die Natur ins Haus, Maiglöckchen erfreuen Augen und Nase. Im Winter geben Herbstblätter, Kastanien, Tannzapfen und Nüsse zeitliche Orientierung. Oder wieso nicht mal den Schnee zum Anfassen reinbringen?
Bekannte Rituale vermitteln ein Gefühl der Sicherheit – besonders, wenn es solche aus der Kindheit sind. Zudem fördert das gemeinsame Sammeln von Blumen und Zweigen fürs Eierfärben oder für die Deko die Selbstständigkeit. Nahezu alle Senior_innen kennen den Trick, die Eier nach dem Färben für einen schönen Glanz mit einer Speckschwarte einzureiben – Erfolgserlebnis garantiert!
An Feiertagen steht traditionell das Essen im Zentrum. Kochen und Backen in der Gruppe kann viel Spass machen: Ob Osterlamm nach einem Familienrezept zubereiten oder den Osterzopf mit Rosinen schmücken.
Feiern ohne (Magen-)Verstimmung
Halten Sie ein Auge darauf, dass Süssigkeiten nicht in rauen Mengen rumliegen. Ausserdem gilt: Genügend Flüssigkeit und Alkohol im Mass, je nach Medikamenten besser auf Letzteres verzichten.
Harmonisch und feierlich sollen die Tage sein. Was wenn – nach viel Mühe – keine Freude beim geliebten Menschen zu sehen ist? Enttäuschung gegenüber Menschen mit Demenz ist fehl am Platz, denn krankheitsbedingt können sie gute Gefühle eben nicht wie früher ausdrücken. Trotzdem sind sie vorhanden, meist noch bei fortgeschrittener Demenz. Ein passives Dabeisein löst auch positive Gefühle aus.
Fotos anschauen, tanzen, singen, musizieren, Glückwunschkarten gestalten, aus Wollzöpfen Vogelnester bauen: Passen Sie Aktivitäten so an, dass die Person mit Demenz mit ihren aktuellen Fähigkeiten mitmachen kann. Hasen streicheln, schlüpfenden Küken zuschauen: Das eignet sich ebenso für Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz. Nehmen Sie die Person soweit möglich an ihr bekannte lokale Feiern mit, wie beispielsweise Gottesdienst oder Prozession, Winzerfest und Kürbissuppenessen, die Weihnachtskrippe oder das 1.-August-Feuer, eine Auffahrtswanderung mit dem Turnverein.
Kommentare