Sexuelles Interesse und der Wunsch nach Nähe, Zärtlichkeit oder Körperkontakt verschwinden nicht mit einer Demenzdiagnose. Je nach Person, Demenzform und Krankheitsstadium entwickeln sich die Bedürfnisse jedoch unterschiedlich: Das sexuelle Verlangen kann schwinden, gleich bleiben oder zunehmen. Im Verlauf der Krankheit kann eine Enthemmung entstehen, die zu unangebrachtem Verhalten und Grenzüberschreitungen führen. Dies ist für Lebenspartnerinnen und Lebenspartner, Angehörige und Pflegepersonal herausfordernd.  

Alzheimer Schweiz empfiehlt in solchen Fällen zwei Strategien: Versuchen Sie zu erkennen, wieso eine erkrankte Person sich unangemessen verhält, und verhindern Sie solche Auslöser. Bieten Sie eine neue Aktivität an und sorgen Sie damit für eine kurze Ablenkung, wie zum Beispiel: zusammen spielen, etwas zu Trinken oder einen Gegenstand zum in der Hand halten geben. Da Menschen mit Demenz Mühe haben, zwei Dinge gleichzeitig zu machen, wird das unerwünschte Verhalten durch eine andere Tätigkeit abgelöst. 
 

Sexualität in der Beziehung

Jedes Paar hat seine eigenen Erfahrungen und Wertvorstellungen mit Intimität und Sexualität. Auch wenn der Partner oder die Partnerin an einer Demenz erkrankt ist, können Sie eine intime Beziehung fortsetzen. Es gilt: Beide müssen mit allen Handlungen einverstanden sein. 
 

Unpassende Annäherungsversuche  

Menschen mit Demenz sind zeitlich desorientiert. Da sie sich selbst als jung erleben, können sie jüngere Personen zu nahe kommen. Manchmal verwechseln sie Personen in ihrem Umfeld. So wird beispielsweise der Sohn als Lebenspartner wahrgenommen, weil er dem Vater gleicht. Sagen Sie deutlich, dass Sie sich unwohl fühlen. Treten Sie einen Schritt zurück, verlassen Sie allenfalls das Zimmer und kommen Sie später zurück.  

Wenn Sie als Partnerin sehen, wie Ihr erkrankter Vater oder Ehemann mit einer anderen Heimbewohnerin Zärtlichkeiten austauscht wie Händchenhalten oder Küssen, können Sie schockiert sein. Dieses Verhalten heisst jedoch nicht, dass Ihr Partner Sie nicht mehr liebt, sondern durch die krankheitsbedingte Desorientierung und Einsamkeit Nähe sucht und diese auslebt, wo er sie sofort findet. Wenden Sie sich bei einem solchem Verhalten ans Pflegepersonal. Sie sollten Ihnen passende Handlungstipps geben und Übergriffe gegenüber anderen Heimbewohner:innen verhindern. 

 

In der Öffentlichkeit 

Verwirrte Menschen können sich auch in der Öffentlichkeit entkleiden oder fremden Personen zu nahe kommen. Dieses Verhalten muss nicht sexuell motiviert sein. Manchmal ziehen sie sich aus, weil sie auf die Toilette gehen müssen oder ihnen zu warm ist. Helfen Sie der Person sich wieder anzuziehen und bringen Sie sie allenfalls zur Toilette. Ebenfalls können Sie ihr auch etwas zum Halten in die Hand geben, ein Trinkglas reichen oder ihr vorschlagen, einen Spaziergang zu machen.  

 

Darüber reden und Lösungswege finden 

Wenn Sie oder die demenzkranke Person unter einer Situation leiden, kontaktieren Sie das Alzheimer Telefon unter 058 058 80 00 oder wenden Sie sich an medizinische Fachpersonen.