Die Alzheimer-Krankheit zählt zu den häufigsten Demenzformen. Um eine Erkrankung festzustellen, werden heutzutage unter anderem bildgebende Verfahren angewendet oder die Rückenmarkflüssigkeit untersucht. Solche Verfahren sind zeitintensiv und kostenaufwendig. Bluttests zur Erkennung der Alzheimer-Krankheit könnten deshalb die Diagnosestellung vereinfachen und den Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten erleichtern. Aktuell erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler solche Tests in verschiedenen Studien.
Rund die Hälfte aller Menschen mit Demenz hat keine fachärztliche Diagnose. Eine frühzeitige Diagnose ist jedoch insbesondere in Bezug auf Behandlungsmöglichkeiten wichtig. Um eine Alzheimer-Krankheit zu diagnostizieren, benötigt es heutzutage verschiedene Abklärungen. Einerseits kommen körperliche Untersuchungen und neuropsychologische Tests zum Zuge. Andererseits untersuchen Ärzt:innen mit bildgebenden Verfahren wie der Magnetresonanztomographie (MRT), der Computertomografie (CT) oder der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) das Gehirn. Eine weitere Möglichkeit ist die Analyse des Hirnwassers durch eine Punktion des Rückenmarks. Insbesondere die bildgebenden Verfahren und die Liquordiagnostik sind jedoch zeitaufwendig, teuer und für viele Betroffene belastend. Ein einfacher Bluttest zur Erkennung von Alzheimer könnte deshalb zukünftig die Diagnosestellung erleichtern.
Wie funktionieren Bluttests?
Solche zurzeit untersuchten Bluttests basieren auf der Analyse bestimmter Biomarker im Blut, die mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung stehen. Dazu zählen unter anderem die für die Erkrankung charakteristischen Proteine Beta-Amyloid und Tau. Die Verklumpung und Ablagerung dieser beiden Eiweissstoffe im Gehirn zählen gemäss dem aktuellen Forschungsstand zu den möglichen Ursachen einer Erkrankung. Der Nachweis dieser Marker im Blut könnte deshalb zur Früherkennung der Alzheimer-Erkrankung beitragen.
Die Vorteile von Bluttests
Ein grosser Vorteil solcher Bluttests ist ihre einfache Anwendbarkeit. So könnten zukünftig beispielsweise Mitarbeitende in medizinischen Praxen oder Kliniken Blutproben entnehmen. Solche Tests stellen somit eine geringere Belastung für die Betroffenen dar als bildgebende Verfahren oder eine Untersuchung der Rückenmarkflüssigkeit, die teilweise einen Spitalaufenthalt erfordern.
Eine frühe und genaue Diagnose ist zudem zentral, damit Erkrankte geeignete Behandlungsmöglichkeiten frühzeitig beginnen können. Dies gilt auch für die neuen Antikörper-Medikamente, die sich zurzeit in der Schweiz im Zulassungsverfahren befinden und im Ausland teilweise bereits zugelassen sind. Basierend auf den aktuellen Erkenntnissen eignen sich diese bislang nur bei Menschen in einem frühen Stadium ihrer Erkrankung. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht zudem, dass Betroffene Unterstützung in Anspruch nehmen und noch selbstbestimmt ihre Zukunft planen können.
Ergänzung zu bisherigen Verfahren
Bluttests markieren somit einen wichtigen Schritt in Richtung einer zugänglicheren und frühzeitigen Alzheimer-Diagnose. Entscheidend ist jedoch, dass ihre Genauigkeit mit den bisher eingesetzten Verfahren wie z. B. der Untersuchung des Hirnwassers durch eine Punktion des Rückenmarks vergleichbar ist. Bluttests stellen zwar eine wertvolle Ergänzung dar, man sollte sie jedoch stets im Kontext weiterer Untersuchungen betrachten. Eine fundierte Diagnose wird auch zukünftig eine Kombination aus klinischer, neuropsychologischer und gegebenenfalls bildgebender Diagnostik erfordern.
Stand der Forschung
Verschiedene Studien untersuchen derzeit verschiedene Bluttests wie der Test mit dem Namen Elecsys® pTau217 von Roche und Eli Lilly. Einige wurden im Ausland bereits zugelassen. So ist der sogenannte «Precivity AD-Bloodtest» des Unternehmens C2N Diagnostics sowohl in den USA als auch in der EU zugelassen. In der Schweiz stehen solche Bluttests bislang jedoch in der klinischen Praxis noch nicht zur Verfügung.
(Stand 11. Dezember 2024)
Literatur:
Frisoni, G. B., Festari, C., Massa, F., Ramusino, M. C., Orini, S., Aarsland, D., ... & Nobili, F. (2024). European intersocietal recommendations for the biomarker-based diagnosis of neurocognitive disorders. The Lancet Neurology, 23(3), https://doi.org/10.1016/S1474-4422(23)00447-7
Ritter, A. (2024). Ein simpler Test. Schweizerische Ärztezeitung, 105(16). https://saez.swisshealthweb.ch/de/article/doi/saez.2024.1328883940/