Demenzerkrankte erleben ihren Alltag häufiger als konfliktreich oder gar bedrohlich; sie verstehen Abläufe nicht mehr und entsprechend sind sie überfordert. Das verunsichert, frustriert und löst Angst aus. Weil sie diese Gefühle schlecht in Worte fassen können, reagieren sie oft ungeduldig, aufgebracht oder aggressiv.
Mit fortschreitender Krankheit sinken zudem die Hemmschwellen und die Selbstkontrolle geht zurück. Dies kann dazu führen, dass sie impulsiv und handgreiflich werden. Betreuende und pflegende Angehörige können aggressivem Verhalten vorbeugen oder es zumindest mildern, indem sie zum Beispiel
- die «Auslöser» bzw. die Warnsignale für die Aggressionen erkennen lernen und diese möglichst entschärfen. Dies kann etwa Lärm, zu viel Licht, eine laute und grelle Stimme sein.
- den Alltag vereinfachen, um die Überforderungsmomente zu vermindern, d.h. zum Beispiel die Sachen immer am selben Platz lassen, in der richtigen Reihenfolge geben, Routinen beibehalten.
- dafür sorgen, dass sich die demenzerkrankte Person im Alltag begleitet fühlt, etwa indem Sie Augenkontakt halten und mit ihr sprechen.
- bei ausserordentlichen Tätigkeiten wie einem Arztbesuch genügend Vorbereitungszeit einplanen.
Nach dem Sturm reagieren
Keinesfalls ist eine Strafe angesagt – weder körperlich noch mit dem Verweigern einer geliebten Sache, denn die Person mit Demenz kann daraus nichts lernen. Schlagen Sie der betroffenen Person zum Beispiel eine Tätigkeit vor, die sie mag und sie auf andere Gedanken bringt.
Zentral ist es zudem, zu sich selbst Sorge zu tragen. Bleiben Sie als Angehörige nicht allein mit Ihren Gefühlen, damit Sie auch wieder Distanz zu solchen Geschehnissen gewinnen. Eine Angehörigengruppe bietet die Möglichkeit des Austauschs.
Häuft sich das aggressive Verhalten oder verstärkt es sich trotz Versuchen, besprechen Sie die Situation mit der Ärztin, dem Arzt oder mit der Beratungsstelle von Alzheimer Schweiz Ihres Kantons. Auf Beruhigungsmittel bei Menschen mit Demenz verzichtet man zwar möglichst, doch in gewissen Fällen können Medikamente, richtig dosiert und zeitlich begrenzt, eine Verbesserung herbeiführen.