Medienmitteilung vom 27. Januar 2023

Demenzspezifische Pflege braucht Zeit und Finanzierung

Die Pflege von Menschen mit Demenz ist zeitintensiv, benötigt genügend geschultes Personal und muss adäquat abrechenbar sein. Alzheimer Schweiz nimmt einen kürzlich ausgestrahlten Kassensturz-Beitrag als Anlass, an die zentralen Grundsätze der demenzspezifischen Pflege und die notwendige Finanzierung solcher Leistungen zu erinnern.

Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Demenzform benötigen eine Pflege und Betreuung, die auf die spezifischen Bedürfnisse der Erkrankung ausgerichtet ist. Welche Folgen eine nicht-demenzspezifische Versorgung haben kann, zeigt eindrücklich die Kassensturzsendung vom 24. Januar 2023: Gemäss dem Bericht wird der demenzerkrankte Herr Müller gegen den Willen seiner Angehörigen in eine Psychiatrie überwiesen, sediert und in Isolation untergebracht. Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich während dieses Aufenthalts massiv.

Alzheimer Schweiz nimmt mit ihrem Positionspapier Bezug auf die Probleme, die in der Sendung ans Licht gebracht wurden und macht auf zentrale Grundsätze und aktuelle Probleme in der Demenzversorgung aufmerksam:

• Eine demenzgerechte Pflege und Betreuung benötigt Zeit. Entsprechend sind die krankheitsbedingten spezifischen Leistungen mit einem erhöhten Zeitbedarf verbunden.
   
• Genügend und geschultes Fachpersonal ist entscheidend. Fehlen Pflegefachpersonen sowie Ärztinnen/Ärzte und verfügen sie nicht über das notwendige Fachwissen, ist eine demenzspezifische Pflege und Betreuung nicht möglich.
   
• Nichtmedikamentöse Interventionen müssen medikamentösen Therapien stets vorgezogen werden.
   
• Örtliche Wechsel bzw. Verlegungen sind für Demenzerkrankte enorm belastend. Sie lassen sich vermeiden, indem eine Behandlung ambulant am gewohnten Aufenthaltsort erfolgt, mit dem sie vertraut sind.
   
• Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen und insbesondere das Ziel 4 «Die angemessene Entschädigung und die finanzielle Tragbarkeit von bedarfsgerechten Leistungen für Menschen mit Demenzerkrankungen sind gewährleistet» der Nationalen Demenzstrategie 2014-2019 umzusetzen, damit Leistungserbringer wie die Spitex oder Alters- und Pflegeheime die demenzspezifische Pflege und Betreuung adäquat abrechnen können.

Es gibt in der Schweiz gute Alters- und Pflegeheime mit spezialisierten Demenzabteilungen und kompetentem Personal, die alles daransetzen, Menschen mit Demenz bedürfnisgerecht, respektvoll und mit Würde zu betreuen. Der Fall von Herrn Müller ist ein Extremfall. Nimmt die Politik aber ihre Verantwortung nicht wahr, könnten solche tragischen Fälle zunehmen.

Weitere Informationen

• Positionspapier «Demenzspezifische Pflege braucht Zeit und Finanzierung» 
• Nationale Demenzstrategie 2014-2019, Ziel 4 

Weitere Auskünfte
Jacqueline Wettstein, Leiterin Kommunikation & Fundraising, Tel. 058 058 80 41, media(at)alz.ch

Alzheimer Schweiz
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ist ein gemeinnütziger Verein mit über 10 000 Mitgliedern und rund 130 000 Gönnerinnen und Gönnern. Die Organisation ist in jedem Kanton mit einer Sektion vertreten. Seit über 30 Jahren unterstützt Alzheimer Schweiz kompetent Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen und Fachpersonen aus der Pflege und Betreuung.