Alzheimer Genf engagiert sich im Kanton Genf für Erkrankte und ihre Angehörigen. Sophie Courvoisier, Directrice générale erklärt, wie sie dabei vorgehen.

 

Was bietet ALZ GE für Menschen mit Alzheimer und ihre Angehörigen?

Alzheimer Genf bietet fünf verschiedene Dienstleistungen für Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Form von Demenz an: Zwei spezialisierte Beraterinnen vermitteln kostenlos Wissen und Beratung an Erkrankte, Familien und alle anderen Personen, die Informationen oder Ratschläge zum Leben mit der Alzheimer-Krankheit oder anderen Demenzformen wünschen. Der Austausch kann persönlich, telefonisch oder per E-Mail erfolgen.

Wir bieten mehrere Selbsthilfegruppen an, in denen sich pflegende Angehörige treffen und mit Gleichgesinnten über das Leben mit der Krankheit austauschen können. Dieser Austausch ermöglicht es ihnen, die Isolation zu durchbrechen und vertraulich über die Schwierigkeiten zu sprechen, mit denen sie als pflegende Angehörige konfrontiert sind.

Alzheimer Genf organisiert drei Ferienwochen (Frühling, Sommer, Herbst) für Menschen mit Alzheimer oder einer anderen Demenz und ihre pflegenden Angehörigen. Diese Aufenthalte ermöglichen es den pflegenden Angehörigen, neue Kraft zu schöpfen und gleichzeitig schöne Momente mit dem Kranken zu teilen. Während des gesamten Aufenthalts werden die pflegenden Angehörigen je von einer freiwilligen Person unterstützt, so dass sie sich erholen und Zeit für sich selbst finden können.

In Zusammenarbeit mit Pro Senectute Genf bietet Alzheimer Genf einen Begleitservice zu Hause an. Diese Dienstleistung ermöglicht es pflegenden Angehörigen, das Haus zu verlassen, während sie die erkrankte Person in Sicherheit wissen.

Zudem betreibt Alzheimer Genf zwei Tagesstätten im Kanton Genf, eine am rechten Rhône-Seite, das Relais Dumas, und eine auf der linken Rhône-Seite, das Relais de Vessy. In diesen Tagesstätten werden täglich rund 15 Personen betreut, denen zahlreiche Aktivitäten wie sanfte Gymnastik, Spiele, kulturelle Ausflüge und nicht zuletzt ein gemeinsames Mittagessen angeboten werden.

 

Was sind die grössten Erfolge von ALZ GE seit seiner Gründung 1988?

Alzheimer Genf wird heute von den Behörden als Kompetenzzentrum für die Betreuung von Menschen mit Alzheimer und anderen Demenzerkrankungen anerkannt. Die Partnerschaft mit dem Gedächtniszentrum des Universitätsspitals Genf (HUG) ist für Alzheimer Genf eine schöne Anerkennung seiner Rolle im sozialmedizinischen Netz von Genf. Besonders stolz sind wir auch auf das Sensibilisierungsprogramm der Genfer Polizei, das in Partnerschaft mit dem Pflegeheim des Charmettes entwickelt wurde. Dieses innovative Programm hat seit 2017 mehr als 1'000 Polizisten sensibilisiert.

 

Welches sind die grössten Herausforderungen bei der Betreuung von Menschen mit Demenz im Kanton Genf?

Der Kanton Genf verfügt über zahlreiche Strukturen, die es den Erkrankten ermöglichen, länger zuhause zu leben. Es gibt jedoch nur wenige Alternativen für Notfälle, oft ist dann ein Spitalaufenthalt notwendig. Es geht also darum, die pflegenden Angehörigen dafür zu sensibilisieren, so früh wie möglich Angebote zur häuslichen Pflege in Anspruch zu nehmen, um zu vermeiden, dass sie in eine Krisensituation geraten. 

 

Was sollte sich im Kanton Genf ändern?

Wir brauchen digitale Instrumente, die den Zugang zu den Patientendaten ermöglichen, um die Zusammenarbeit zwischen den Partnern des Pflegenetzes zu fördern. Die Koordination zwischen den verschiedenen Partnern ist wesentlich, um die Kranken und ihre Familien bestmöglich zu begleiten. Heute fehlt uns ein solches Instrument, das die Erfahrungen aus den Tagesstätten und von zuhause ins Patientendossier einbezieht.

 

Was erwartest du von der Alzheimer Europe Conference das dir bei deiner Arbeit für Alzheimer Genf helfen könnte?

Ich freue mich darauf, Projekte aus anderen Ländern kennen zu lernen, die wir vielleicht für den Kanton Genf adaptieren können.

=> Zu unserer Übersicht über die Alzheimer Europe Konferenz in der Schweiz