Spielen! Wen erinnert dieses Wort nicht sofort an seine Kindheit? Vor dem inneren Auge erscheinen Steine, Bauklötze, Puppen, Feuerwehrautos. Wie viele unzählige fröhliche und manchmal auch streitbare Nachmittage verbrachten wir mit Freunden und Familie am Tisch vor einem Brettspiel.
Doch das Spielen befeuert auch im Erwachsenenalter unsere Fantasie; es hilft uns, Kreativität und vernetztes Denken zu entwickeln und die kognitiven Fähigkeiten so lange als möglich zu erhalten. Auch Menschen mit einer Demenz können Spiele helfen, sich an früher zu erinnern und damit aus der eigenen Welt wieder aufzutauchen.
Die Ludothek in Solothurn unterstützt mit ihren 15 ehrenamtlichen Mitarbeitenden das Spielen seit 1978 für Jung und Alt mit viel Erfahrung und Wissen. Gegründet wurde sie von mehreren Frauen, in deren Haushalten sich Spielsachen ohne Verwendung türmten. Der Gedanke vom Leihen statt Kaufen war geboren. Für ihr Engagement wurde die Ludothek 2020 von Alzheimer Solothurn mit dem Fokuspreis ausgezeichnet. Und es gibt nicht nur eine. Rund 350 selbständige Ludotheken sind in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein im Verband organisiert. Sie eint der Gedanke, allen Freude am Spiel, Sozialkompetenz und den Umweltgedanken («leihen statt kaufen») zu vermitteln, als auch die Konzentrationsfähigkeit von Jung und Alt zu fördern.
Spielen lebt von der Begegnung: Vor der Pandemie waren regelmässige Generationennachmittage in Altersheimen, neben Veranstaltungen in Kindergärten und Begegnungsstätten, wie zum Beispiel dem Alzheimer Café, an der Tagesordnung. Treffen, die Berührungsängste abbauen und allen einige schöne und lichte Momente schenken konnten. Sobald es die behördlichen Auflagen zulassen, werden diese Momente schon bald wieder stattfinden.
Bis dahin bleibt nur das Ausleihen. Gerade für Senioren und Menschen mit Demenz hält die Ludothek in Solothurn rund 100 geeignete Erwachsenenspiele bereit. Die Ludothek in Solothurn sowie weitere Ludotheken in Ihrer Region finden Sie über die Plattform Verband der Schweizer Ludotheken. Die beliebtesten vier Spiele stellen wir Ihnen hier vor:
SPRICHWORT BOX, Vincentz Verlag
Das Gedächtnis- und Ratespiel Sprichwortbox fördert die Kommunikation. Mit viel Freude ergänzen ältere Menschen jeden Satzanfang zur kompletten Volksweisheit. Ein Fundus von 400 Sprichwortkarten lässt keine Wünsche offen. Ob als kooperatives Gruppenspiel mit oder ohne Spielleitung eingesetzt oder in der Einzelbegegnung zwischen Betreuer und Betreutem: Ohne Leistungsdruck sehen ältere Menschen ihr Selbstwertgefühl gefördert, genießen Erfolgserlebnisse, tauschen sich aus.
Lebensreise KEB
Menschen entdecken ihre Lebensgeschichte im gemeinsamen Spiel und Gespräch mit anderen. In der Rückschau der Erinnerung verdichten sich die vier großen Lebensabschnitte: Kindheit, Jugend, Erwachsenensein und Alter zu einem Ganzen aus Entwicklungen, Erfahrungen und Einsichten. So entstehen im Verlauf des Spiels Vertrautheit und eine Atmosphäre der Sicherheit und Geborgenheit, die Mut macht, sich weiter mitzuteilen. Aus dem Nebeneinander wird ein Miteinander, aus dem einsamen Erinnern wird ein gemeinsames Nachvollziehen.
Meine Werkstatt, atelier rauen
Beschäftigungsangebote, die auch die Erfahrungswelt alter Männer einbeziehen, fehlen häufig. Hier bieten die liebevoll gestalteten Puzzlespiele mit Begleitmaterial eine passende Auswahl. Denn für die Themen «Garten» und «Heimwerken» lassen sich Männer wie Frauen begeistern. Die Puzzle machen Spaß, sie fördern Kombinationsfähigkeit und Fingermotorik. Ob gemeinsam in der Gruppe oder in der Einzelbetreuung: Einzelne Puzzleteile wieder zu einem Bild zusammenzusetzen verschafft Erfolgserlebnisse, stärkt das Vertrauen in verbliebene Fähigkeiten. Als Betreuer finden Sie in den Begleitheften zu jedem «Puzzleteil» die verschiedensten Fragen und Gesprächsanregungen. So starten Sie - ohne jede Vorbereitung - sofort in eine anregende Puzzle- und Gesprächsrunde.
Waldspaziergang, Vincentz Verlag
Ein Waldspaziergang ist Ausgangspunkt des therapeutischen Spiels. Es gilt, gemeinsam zu singen, sich von Hase und Reh zum Rätseln anregen zu lassen. Ein Wiesel ermuntert zu kleinen Bewegungsaufgaben, das Eichhörnchen zum gemeinsamen Erzählen. So anregend gestaltet und phantasievoll erdacht, laden Spielfeld und Spielkarten zur Entdeckungsreise in Wald und Flur. Die Spielautorinnen setzen bei den Bedürfnissen demenziell erkrankter Menschen an. Ziel ist es, verbliebene Fähigkeiten anzusprechen, im gemeinsamen Spiel Momente der Heiterkeit und Freude zu erleben. Kooperative Spielweise und zahlreiche Anregungen zur individuellen Gestaltung erlauben es der Spielleitung, auch schwer demenziell Erkrankte einzubeziehen. Und das gemeinsame Spielen tut - so wie jeder Waldspaziergang - Körper, Geist und Seele gut.