Eine Tochter, ihr Name ist Evelyne*, ruft das Beratungsteam wegen ihrer Eltern an, die in Italien leben. Wegen der gesundheitlichen Situation Pandemiezeit, kann sie momentan nicht zu ihnen fahren. Ihre Eltern leben in einem Privathaushalt, die Mutter hat eine beginnende Alzheimer-Krankheit, lebt aber in Verleugnung ihrer Krankheit. Sie weigert sich, darüber zu sprechen und in Erwägung zu ziehen, Hilfe anzunehmen. Der Vater ist erschöpft, er fühlt sich allein in dieser Situation. Bis vor kurzem war es seine Frau, die «den Laden schmiss», nun kann er sich nicht mal auf die Unterstützung der Kinder verlassen – alle drei leben inzwischen im Ausland. Er hat das Gefühl, dass niemand seine Situation versteht: Er muss nicht nur mit der täglichen Routine fertig werden, sondern auch mit dem unangemessenen Verhalten seiner Frau. Er muss ihr jeden Tag mehrmals das sagen, was sie vergisst, aber auch, dass sie eine Maske aufsetzen muss, um auf die Straße zu gehen, denn in Italien ist es Pflicht, auf der Straße eine Maske zu tragen. Das Beratungsteam schlägt der Tochter vor, dass er sich mit dem behandelnden Arzt in Verbindung setzen soll, um rasch eine Unterstützung zu Hause organisieren zu können. Die Tochter solle dem Vater z.B. sagen, sie erkenne seine Belastung und bedanke sich, dass er es mit ihr im Vertrauen teilt. Sie bietet ihm, wenn er damit einverstanden ist, ihre Unterstützung wie: Kontakt mit dem Hausarzt aufzunehmen. So kann nach einer Evaluation der Bedürfnisse der Mutter, Evelyne helfen, Entlastung zu organisieren. Das sind klare Massnahmen und Evelyne sollte dabei auch die eigenen Grenzen klar benennen. Die Tochter könnte weiterhin dem Vater ermuntern, eine Liste aller alltäglichen Tätigkeiten zu erstellen, wofür er Hilfe braucht. Eine Liste ist eine sehr gute Lösung, sich auf das Gespräch mit Ärzten oder Fachleuten vorzubereiten. Einige Menschen sind so von Ärzten und Pflegern beeindruckt, dass sie nämlich nichts sagen können vor lauter Ehrfurcht.
Die Tochter sollte sich ebenso über ihren eigenen Willen und Möglichkeiten, die Eltern zu unterstützen, klarwerden. Auch einsehen, dass ihre Eltern das Recht haben, ihre Hilfe anzunehmen oder abzulehnen. Manchmal fällt es Elternteilen schwer, ihren eigenen Kindern zuzuhören. Genauso kann es wiederum Kindern schwerfallen, sich ins Leben ihrer Eltern einzumischen. Auf jeden Fall ist bei so einer Krankheit die Dynamik der Familie erschüttert.
Das Beratungsteam beschliesst das Gespräch, in dem sie es allem versucht, Evelyne ihre Schuldgefühle über ihre Unfähigkeit, die Eltern zu unterstützen, zu lindern.
*alle Namen sind aus Schutz der Persönlichkeit geändert