Menschen mit Demenz und Angehörige, aber auch Fachpersonen und weitere Interessierte sind mit vielen Fragen konfrontiert. Am kostenlosen nationalen Alzheimer-Telefon treffen sie auf Beraterinnen, die zuhören und sich Zeit für ihre Anliegen und Sorgen nehmen. Regina Fischlin, die den Start des Angebots mitgestaltet hat und bis 2018 Teil des Beratungsteams war, und Yasmina Konow, die seit 2018, gemeinsam mit zwei weiteren Kolleginnen, am Alzheimer-Telefon berät, geben einen Einblick.
Wieso wurde das Alzheimer-Telefon gestartet?
Regina Fischlin: Birgitta Martensson, die damalige Geschäftsleiterin von Alzheimer Schweiz, merkte, dass zunehmend mehr Leute eine Beratung wünschten. Deshalb lancierte sie das nationale Alzheimer-Telefon im November 2004 als kostenlose offizielle Dienstleistung. Gestartet haben wir dieses Angebot zu zweit. Schon ein Jahr später mussten wir eine dritte Person engagieren, um die vielen Anfragen beantworten zu können.
Wie hat das Alzheimer-Telefon die Arbeit von Alzheimer Schweiz beeinflusst?
Regina Fischlin: Für die Angehörigen sind Wissen über die Krankheit sowie Handlungsmöglichkeiten wichtig, damit sie die Erkrankten ganz spezifisch begleiten können. Die Fragen am Alzheimer-Telefon waren für uns deshalb Anlass, Informationsblätter und Broschüren zu Themen zu erstellen, welche die Anrufenden beschäftigten.
Welche Anliegen haben die Anrufenden?
Yasmina Konow: Zwar erklärt die Ärztin oder der Arzt bei einer Diagnose, was sich im Gehirn verändert. Was die Erkrankung im Alltag bedeutet, bleibt oft unerwähnt. So fragen Anrufende manchmal: «Wie lange dauert es, bis ich nicht mehr weiss, wer ich bin? Darf ich ab jetzt nicht mehr Auto fahren? Wie lange kann ich noch arbeiten? Welche finanzielle Unterstützung bekomme ich?» Es gibt auch viele Angehörige, die hervorragend informiert sind und den Alltag mit der erkrankten Person gut organisiert haben. Doch wenn sie an ihre Grenze stossen, dann suchen sie bei uns Rat.
Wie hilft das Alzheimer-Telefon?
Yasmina Konow: Oft können wir den Anrufenden erklären, wieso sich ein Erkrankter in einer bestimmten Situation so verhält. Wir geben Tipps, wie sich beispielsweise die Kommunikation verbessern lässt. Wir zeigen die nächsten Schritte auf und verweisen an die Alzheimer-Sektion in ihrer Nähe. Zukünftig möchten wir die Beratung weiterentwickeln und auch auf anderen Kanälen wie beispielsweise per Chat erreichbar sein.
Was macht die Beratung besonders spannend?
Regina Fischlin: Es gibt keine allgemein gültigen Antworten. Jeder Mensch hat seine Persönlichkeit und seine Lebensgeschichte. Dann kommt Alzheimer oder eine andere Demenzform hinzu. Deshalb ist der Kontext der Person zentral. Indem wir den Anrufenden Fragen zu ihrer Situation stellen, tauchen Lösungen wie von selbst auf.
Yasmina Konow: Ich weiss nie, was und wer auf mich zukommt. Ist es ein Sohn, der anruft, oder eine Lebenspartnerin, die sich meldet? Was beschäftigt die Anrufenden? Sprechen sie Deutsch, Französisch, Italienisch oder eine andere Sprache? Viele Ratsuchende schätzen es sehr, dass sich endlich jemand Zeit nimmt für sie, ihnen zuhört und sie versteht. Am Alzheimer-Telefon können wir den Anrufenden helfen, wieder auf eigenen Beinen zu stehen und die nächsten Schritte selbst anzugehen. Dies macht Freude.
Mehr erfahren: alz.ch/telefon
Kommentare
Maryse Volet
09.09.2024Maryse Volet. Genève.
Alzheimer Schweiz
10.09.2024