Kurzinterview mit Kinderbuchautorin Marcelina Arnold
An wen richtet sich Ihr Buch „Vielleicht morgen – Wie sich das Leben mit Demenz verändert“?
Marcelina Arnold: Es richtet sich in erster Linie an Kinder ab ungefähr vier Jahren, weil die Geschichte aus Kinderperspektive erzählt wird. Aber auch Eltern, Grosseltern und weitere Erwachsene können einen Zugang zur Geschichte finden. Weil der Text einfach ist und die Bilder für sich sprechen, wird die Geschichte auch von Fremdsprachigen verstanden. Kürzlich erhielt ich sogar die Rückmeldung eines Demenz-Betroffenen. Er habe das Bilderbuch gelesen und sich an manchen Stellen wiedererkannt. Die Geschichte sei für ihn tröstlich gewesen, so seine Rückmeldung. Das hat mich sehr berührt.
Was ist wichtig, wenn sich Erwachsene das Bilderbuch gemeinsam mit Kindern ansehen?
Man braucht keine Ausbildung, um ein Kinderbuch vorzulesen. Aber man sollte sich Zeit nehmen und darüber sprechen, welche Gefühle das Buch auslöst. Mit Kindern kann man sehr wohl über Demenz nachdenken, beispielsweise mit der Frage, weshalb Opi seine Socken wohl in den Geschirrspüler gelegt hat. Oder man kann überlegen, was man tun würde, wenn sich jemand so komisch benimmt wie Opi in der Geschichte. Für die Kinder ist es hilfreich, wenn die Geschichte gut eingebettet ist und man sie auch auf die Handlungsebene bringt – beispielsweise indem man anschliessend Kekse backt wie Nils und Opi, oder indem man ein Spiel wie Memory spielt und dabei darüber nachdenkt, wie schwierig es für Menschen mit Demenz sein kann, sich Sachen zu merken.
Kann Ihr Buch Kinder nicht verängstigen?
Natürlich ist Demenz ein ernstes Thema, das nachdenklich stimmt. Das Bilderbuch macht aber nicht Angst. Im Gegenteil: Es hilft Kindern zu verstehen, dass die Krankheit Demenz existiert und wie sie sich auswirken kann. Und es zeigt, dass sie sich davor nicht fürchten müssen.
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