Demenzerkrankungen sind zurzeit nicht heilbar. Deshalb kommt nichtmedikamentösen Interventionen, die den geistigen Abbau frühzeitig verlangsamen und die Autonomie der Betroffenen erhöhen, eine bedeutende Rolle zu. So haben Studien gezeigt, dass z. B. regelmässiges kognitives Training die geistige Leistungsfähigkeit verbessern kann. Solche positiven Effekte wurden bisher mehrheitlich in einer künstlichen Umgebung erforscht, d. h. in einem Labor und am Computer.
Deshalb stellt sich die Frage, inwieweit sich solche Effekte auf den Alltag übertragen lassen. Da auch die Motivation einen zentralen Stellenwert hat, könnten Aktivitäten, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen wie z. B. ein Musikinstrument spielen oder körperliche Aktivität, vielversprechendere Ergebnisse liefern.
Musikalisches und psychomotorisches Training
Das Forschungsteam von Prof. Clara James (HES-SO Fachhochschule Westschweiz und Universität Genf) ist deshalb der Frage nachgegangen, ob eine musikalische sowie psychomotorische Intervention die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit verbessert. An der Studie haben Personen mit Mild Cognitive Impairment (MCI) teilgenommen, bei denen leichte geistige Beeinträchtigungen vorhanden waren, die jedoch den Alltag nicht wesentlich beeinflussten.
Während sechs Monaten haben diese zweimal wöchentlich in kleinen Gruppen entweder an einem Musiktraining oder an einer psychomotorischen Intervention teilgenommen. Ersteres beinhaltete das Erlernen und Spielen von Melodien mit Zungentrommeln aus Stahl, die mit den Händen, den Fingern oder Trommelstöcken gespielt werden können. Das psychomotorische Training, ein Körper-Geist-Training, verfolgte das Ziel, die Körperwahrnehmung zu verbessern, und beinhaltete Übungen, bei denen langsame Bewegungen ausgeführt werden.
Zusätzlich übten die Teilnehmenden täglich zu Hause. Sowohl vor als auch nach dem sechsmonatigen Training wurde unter anderem die kognitive Leistungsfähigkeit mit verschiedenen Tests erhoben und mit gesunden Personen verglichen, die kein Training erhielten.
Regelmässiges Training bringt Vorteile
Die ersten Ergebnisse des Forschungsprojekts zeigen bei beiden Interventionsgruppen Verbesserungen. In der Musikgruppe manifestierten sich Verbesserungen in der verbalen semantischen Flüssigkeit, im verbalen Kurzzeitgedächtnis und in der Fähigkeit, Gespräche bei Hintergrundgeräuschen zu verstehen. Letzteres ist insbesondere für ältere Personen schwierig, da eine Beeinträchtigung dieser Fähigkeit die soziale Isolation erhöht und dadurch den geistigen Abbau fördert.
Das psychomotorische Training verbesserte die Körperwahrnehmung und den Gleichgewichtssinn, welche bei MCI-Patienten oftmals beeinträchtigt sind. Diese Ergebnisse zeigen, dass sich durch geeignete und regelmässige körperliche Aktivitäten das Fallrisiko minimieren und die Mobilität erhöhen lässt. Eine leichte neurokognitive Beeinträchtigung ist somit nicht zwingend irreversibel. Personen mit MCI haben dank nichtmedikamentösen Interventionen die Chance, dem geistigen Abbau entgegenzuwirken. Entscheidend ist aus Sicht der Forschungsleiterin Prof. Clara James auch, dass die Interventionen auf die Bedürfnisse und Präferenzen der Personen zugeschnitten sind.
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