Angehörige – Unterstützung, Ergänzung oder Konkurrenz?
Anlässlich des Welt-Alzheimer-Tags am 21. September begrüsste der Co-Präsident von Alzheimer Obwalden / Nidwalden, Karl Vogler, rund 50 Fachpersonen zur ersten selbstorganisierten Impulsveranstaltung «Demenz». Nach den neusten Prävalenzzahlen 2023 leben in Obwalden und Nidwalden 1455 Menschen mit Demenz. Das sind 230 Menschen mehr als noch vor drei Jahren. Demenzerkrankungen sind nach wie vor nicht heilbar. Umso wichtiger ist die Prävention. Denn mit einem gesunden Lebensstil und der Behandlung von Gesundheitsproblemen lässt sich das Demenzrisiko reduzieren.
Der grösste Teil der Menschen mit Demenz lebt zu Hause, umsorgt von Angehörigen, Freunden und Nachbarn. Wenn man von drei pflegenden Angehörigen pro betroffene Person ausgeht, kümmern sich tagtäglich rund 4400 Menschen in Obwalden und Nidwalden um Menschen mit Demenz.
Die Unterstützung eines Angehörigen wählt man sich nicht aus. Es ist ein schleichender Prozess und man wird Schritt für Schritt mehr beansprucht. «Zuerst war es die Fahrt zum Hausarzt, dann die Hilfe beim Stützstrümpfe anziehen und so wurde es immer mehr», dies eine der oft gehörten Aussagen von pflegenden Angehörigen.
Eingebunden sein und Verantwortung zu übernehmen, ist eine grosse Herausforderung und leider nur zu oft mit der Zeit auch eine Überforderung. Zur bisherigen Rolle des Ehepartners kommen neue Aufgaben wie Pflege- und Betreuung, Management, Animation und Administration dazu. Unterstützung bietet hier ein grosses Umfeld, das hilft, die neuen Herausforderungen zu bewältigen. Die Beraterinnen der Alzheimer Sektionen sind für die Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen da. Ein breites Netzwerk an ambulanten Dienstleistern übernehmen Aufgaben und entlasten Angehörige.
Die Mitarbeitenden verschiedener Organisationen sind gut ausgebildet und setzen ihr Fachwissen bei der Betreuung und Pflege ein. Die Vorgehensweise kann aber von der Routine der pflegenden Angehörigen abweichen. So können Konflikten zwischen Fachpersonen und Angehörigen entstehen. Regula Bockstaller, Fachpsychologin für Gerontopsychologie kennt diese Herausforderungen. In ihrem Referat an der Impulsveranstaltung weckt sie das Verständnis für die Sicht der pflegenden Angehörigen. Dank der Teilnahme von Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen wie Politik, Pflege und Beratung konnten verschiedene Sichtweisen in einem regen Erfahrungsaustausch diskutiert werden.
Wünsche und Visionen im Zusammenhang mit der Betreuung von demenzkranken Menschen wurden formuliert und mehrmals betont, dass den pflegenden Angehörigen viel mehr Wertschätzung entgegenzubringen ist. Frau Regula Bockstaller zeigte mit eindrücklichen Zahlen auf, dass unser Gesundheitswesen kollabieren würde, wenn pflegende Angehörige von heute auf morgen in einen Streik treten würden. Auch ist es zentral, dass das Thema Demenz enttabuisiert wird, damit betroffene Menschen auf mehr Verständnis und Akzeptanz in der Gesellschaft stossen.