Brücken bauen mit Berührungen

Auch wenn aufgrund der fortschreitenden Erkrankung ein Gespräch nicht mehr wie früher möglich ist, hat Silvia Bonderer viele Wege gefunden, um über Berührungen mit ihrem Mann in Kontakt zu bleiben. So schneidet sie ihm beispielsweise regelmässig die Haare, rasiert ihren Mann einmal pro Woche, kümmert sich um die Manicure, bereitet mit einem angenehmen Fussbad die anschliessende Pedicure vor und sorgt mit regelmässigen Kopf- und Fussmassagen für viel Wohlbefinden. 
 

Angehörigengruppe als Kraftquelle 

Hinter ihr liegt ein langer, zuweilen steiniger Weg. Vor rund zwanzig Jahren bemerkte Silvia Bonderer erste Veränderungen bei ihrem Mann. Er war an seinem Arbeitsplatz überfordert, hatte Schlafprobleme, zog sich immer mehr zurück und schob viele Aufgaben im Unterschied zu früher hinaus. Der Hausarzt vermutete zuerst eine Depression, danach ein Burnout. Es dauerte lange, bis sich ihr Mann schliesslich auf eine Abklärung in einer Memory Clinic einliess und klar wurde, dass er wie seine Mutter an Alzheimer erkrankt war.

Im Unterschied zu ihrem Mann, der sich nach der Diagnose weder zu Alzheimer informierte, noch bereit war, sein Umfeld einzuweihen, traf Silvia Bonderer eine andere Wahl: «Für mich war klar, dass ich meine Freundinnen und Freunde, die Nachbarn und Bekannte informieren und keine Energie damit verlieren wollte, die Erkrankung geheim zu halten», erzählt sie. Die Reaktionen waren durchwegs positiv, die Personen zeigten viel Verständnis und unterstützen sie nach wie vor. Ebenso las Silvia Bonderer viel über die Erkrankung und setzte sich bewusst mit deren Folgen auseinander. Frühzeitig liess sie sich auch von Fachpersonen beraten. Stets musste sie dies aber vor ihrem Mann verheimlichen, da er niemanden über die Erkrankung informieren wollte. Seit fünf Jahren besucht Silvia Bonderer die Angehörigengruppe von Alzheimer Aargau und schätzt das Angebot nach wie vor sehr: «Diese Treffen sind immer wieder Balsam für meine Seele, denn niemand kann sich so gut einfühlen in meine Situation wie Gleichbetroffene.» 

Momente der Nähe

Wenn Silvia Bonderer ihren Mann im Reusspark besucht, ist das Smartphone stets mit dabei. Während sie ihrem Mann den Kopf massiert oder die beiden einfach nebeneinandersitzen und sie seinen Arm berührt, lässt sie immer Musik im Hintergrund laufen, die sie beide mögen. Das schafft eine angenehme und entspannte Atmosphäre. «Wenn er mich in solchen Situationen anschaut, auf meine Berührung reagiert oder nach einer Massage mit einem ganz entspannten, rundum zufriedenen Gesichtsausdruck einschläft, dann schafft dies eine wunderbare Nähe und versöhnt mich mit vielen schwierigen Momenten», schliesst Silvia Bonderer ihre Erzählung. 
 

Hilfreiche Tipps zu Kommunikation bei Demenz finden Sie im Infoblatt «Sich verständigen und kommunizieren» auf alz.ch/publikationen.