In der Schweiz gibt es zahlreiche verschiedene Unterstützungsangebote für Angehörige von Menschen mit einer Demenzerkrankung. Dennoch nehmen viele betreuende Angehörige erst dann Hilfe in Anspruch, wenn die Belastung bereits gross ist. Ob sie Unterstützungsangebote nutzen, hängt auch davon ab, ob eine vertrauenswürdige Person, eine sogenannte Vermittlungsperson, vorhanden ist. Dies können Personen mit einem offiziellen Auftrag sein wie Hausärztinnen und Hausärzte, Mitarbeitende der Spitex oder des Sozialdienstes oder auch Bekannte. Erstmals wurde in einem von Alzheimer Schweiz geförderten Forschungsprojekt die Rolle solcher Vermittlungspersonen systematisch untersucht.


Befragung von Fachpersonen und Angehörigen

Um besser zu verstehen, welche Rolle Vermittlungspersonen in der Schweiz spielen, führten Dr. Beat Sottas und sein Projektteam von formative works Interviews mit Fachpersonen und Angehörigen durch. Sie untersuchten unter anderem, wer wann als Vermittlungsperson fungieren kann, ob Fachpersonen bereit sind, diese Rolle zu übernehmen, was ihnen bei der Vermittlung von Unterstützungsangeboten hilft oder sie daran hindert. 


Zentrale Rolle von Vermittlungspersonen

Die Ergebnisse des Forschungsprojektes bestätigen, dass Personen, denen Angehörige vertrauen, eine zentrale Rolle spielen, Unterstützungsangebote in Anspruch zu nehmen. «Solche Vertrauenspersonen können massgeblich dazu beitragen, den Zugang zu Unterstützungsangeboten für Angehörige zu erleichtern», erklärt Projektleiter Sottas.

 

Dabei gibt es verschiedene Vermittlungspersonen mit unterschiedlichen Rollen, die während einer Demenzerkrankung unterstützen können: Einerseits müssen Krisen und Überlastung der Angehörigen frühzeitig erkannt werden, damit sie rechtzeitig auf Anlaufstellen aufmerksam gemacht werden können. Andererseits braucht es Fachpersonen mit spezifischem Demenzwissen, die die Angehörigen begleiten, beraten und geeignete Unterstützung vermitteln.


Hausärzten kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, da sie kognitive Veränderungen frühzeitig erkennen, weitere Abklärungen in die Wege leiten und die Angehörigen an Beratungsstellen weiterverweisen können. 


Unterschiedliche Bereitschaft

Allerdings sind nicht alle Fachpersonen gleichermassen bereit, Angehörige und Menschen mit Demenz zu beraten und zu begleiten. Projektleiter Beat Sottas erklärt: «Vermittlungspersonen ohne expliziten Abklärungs- oder Beratungsauftrag sind sich oft wenig bewusst, wie wichtig ihr Beitrag ist, Demenzsituationen wahrzunehmen, kritische Entwicklungen zu erkennen und Unterstützung zu vermitteln. Sie verstehen dies häufig nicht als ihre Aufgabe.» Die Forschungsergebnisse zeigen auch, dass eine Begleitung der Angehörigen oftmals davon abhängt, wie gut die Fachpersonen vernetzt sind, welche Prioritäten sie setzen und welche regionalen Versorgungsstrukturen vorhanden sind. Entsprechend gibt es in der Schweiz keinen standardisierten Prozess für die Versorgung und Begleitung von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen. 


Angehörige engagieren sich oftmals während Jahren in der Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz und sind häufig enorm belastet. Dieses von Alzheimer Schweiz geförderte Forschungsprojekt hat deshalb zum Ziel, dass Demenzbetroffene dank Vermittlungspersonen frühzeitig passende Unterstützungs- und Entlastungsangebote nutzen.
 



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